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Jekaterinburg – eine russische Stadt am Ural

Jekaterinburg

Rathaus, Jekaterinburg
Rathaus in Jekaterinburg

Jekaterinburg (russisch: Екатеринбург, deutsch auch: Yekaterinburg), von 1924 bis 1991 Swerdlowsk (Свердловск) genannt, ist eine wichtige Industrie- und Universitätsstadt am Ural in Russland mit 1.377.738 Einwohnern (Stand: 2012). Im Frühjahr 1723 wurde im Auftrag von Zar Peter I. an den Ufern des Flusses Iset das damals größte Eisenwerk Russlands gebaut.
Die Stadtgründung erfolgte am 7. (18.) November 1723 im Zusammenhang mit der Betriebsaufnahme des Eisenwerkes auf Initiative von V. N. Tatishcheva. Der Name entstand zu Ehren der heiligen Katharina, der Patronin von Zarin Katharina I., Ehefrau von Peter I. Katherina II. gewährte 1781 Jekaterinburg den Status der Kreisstadt.

Europa-Asien-Säule, Jekaterinburg
Europa-Asien-Säule in Jekaterinburg

Jekaterinburg befindet sich im zentralen Teil von Eurasien, 1667 Kilometer östlich von Moskau. Geographische Koordinaten: 56 º 50 ’nördlicher Breite, 60 º 35′ östliche Länge, 270 m über dem Meeresspiegel. Die Stadt ist am östlichen Hang des Ural-Gebirges gelegen, am Ufer des Flusses Iset. In einem Waldgebiet, im oberen Isetsker Bezirk der Stadt, befindet sich die Grenze zwischen Europa und Asien. An dieser Stelle steht eine Europa-Asien-Säule. Der Zeitunterschied zu Moskau beträgt zwei Stunden und zu Mitteleuropa vier Stunden.
Das Klima der Region ist kontinental mit großen Temperaturschwankungen. Die Sommer sind bis zu 35 °C warm, aber kürzer als in Mitteleuropa. Frühjahr und Herbst sind ausgesprochen kurz. Die Winter hingegen können bis zu 6 Monate dauern und erreichen Temperaturen bis -40 °C und mehr.

World Trade Center, Jekaterinburg
World Trade Center in Jekaterinburg

Jekaterinburg ist die viertgrößte Stadt Russlands. Die Region ist heute die drittwichtigste Region in Russland nach Moskau und Sankt Petersburg. Ebenfalls in Jekaterinburg niedergelassen haben sich mehrere Generalkonsulate, darunter eines der USA, eines von Tschechien und eines von Großbritannien. Im Sommer 2005 hat auch ein deutsches Generalkonsulat in der Stadt seine Arbeit aufgenommen.
Die Region wurde bereits im 11. Jahrhundert von den Nowgorodern erschlossen. Die industrielle Erschließung begann Ende des 17. Jahrhunderts. Die Gründung der Stadt erfolgte 1723 durch Wassili Tatischtschew. Im 18. Jahrhundert war eines der wichtigsten landesweiten Zentren der Metallverarbeitung. Die erste Dampflokomotive Russlands wurde ebenfalls hier gebaut.

Blutkirche, Kathedrale auf dem Blut, Jekaterinburg
Blutkirche oder Kathedrale auf dem Blut in Jekaterinburg

Jekaterinburg wurde im 20. Jahrhundert weltweit bekannt, weil die Bolschewiki hier 1918 den letzten Zaren, Nikolaus II., mitsamt seiner Familie ermordeten (siehe auch: Ganina Jama).
Zu Ehren von Jakow Swerdlow trug die Stadt von 1924 bis 1991 den Namen Swerdlowsk. Während des Zweiten Weltkriegs lagerten in Swerdlowsk die Kunstschätze der Eremitage.
Die bekannteste historische Sehenswürdigkeit der Stadt ist eine Kathedrale („Blutkirche“ oder „Kathedrale auf dem Blut„) an der Stelle, an der in Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 die Ermordung der Zarenfamilie stattfand. Dieser Ort ist mittlerweile ein Wallfahrtsort für Anhänger des russischen Zarentums.

Heilige-Dreifaltigkeits-Kathedrale, Jekaterinburg
Heilige-Dreifaltigkeits-Kathedrale in Jekaterinburg

Doch auch architektonisch wertvolle Kathedralen gibt es in der Stadt: Einige Kathedralen im russischen Stil (die bekannteste davon ist die im 19. Jahrhundert erbaute Swjato-Wosnesenski-Kathedrale) ebenso wie die 1739 erbaute sogenannte Bergkanzlei. In einem Vorort liegt die Heilige-Dreifaltigkeits-Kathedrale, deren Mönch einst Grigori Jefimowitsch Rasputin war.

Das Bild der Stadt wird durch eine diversifizierte Kulturlandschaft geprägt. Sehr schön ist das im Stil des sozialistischen Klassizismus erbaute Rathaus, die Universität und mehrere Institute. Das Zirkusgebäude aus den 80er-Jahren und die prächtige Oper vom Anfang des 20. Jahrhunderts sind nur Ausschnitte der architektonisch bedeutenden Vielzahl von Gebäuden.

Fernsehturm, Jekaterinburg
Fernsehturm in Jekaterinburg mit Blick von der Iset

Moderne Wahrzeichen sind der unvollendete Fernsehturm und das Gebäude des Zirkus. Ersterer gilt als eines der höchsten unvollendeten Bauwerke der Welt. Die Stadt Jekaterinburg ist nach Moskau die zweitwichtigste Industriemetropole der Russischen Föderation. Bereits seit dem frühen 18. Jahrhundert gibt es in der Stadt Ansiedlungen der Metallindustrie. Die Industrialisierung wurde in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts intensiviert. Neben dem Maschinenbau sind Metallverarbeitung und -verhüttung, Lebensmittelproduktion, Holzverarbeitung und chemische Industrie vertreten. Einen Schwerpunkt bildet mit über 40 angesiedelten Unternehmen die Produktion von Rüstungsgütern.

Zirkus, Jekaterinburg, Iset
Zirkus in Jekaterinburg mit Blick von der Iset

Doch nicht nur Industrieansiedlungen gibt es in der Stadt, Jekaterinburg ist auch ein Zentrum des russischen Banken- und Finanzwesens. In der Stadt gibt es weiterhin eine Reihe ausländischer Konsulate und den Sitz des Präsidenten des russischen Föderationskreises Ural.
Das World Trade Center ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des  Lebens der Stadt. In Jekaterinburg werden auch internationale Handels-Messen durchgeführt.
Im mittleren Ural ist Jekaterinburg daneben einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte. Es existiert ein internationaler Flughafen (Kolzowo) und eine Anbindung an die Transsibirische Eisenbahn, die sich hier mit einer weiteren Eisenbahnhauptstrecke vom nördlichen Ural hinunter nach Tscheljabinsk und Orsk kreuzt. Wichtige Autobahnen führen in die benachbarten russischen Metropolen Tjumen, Omsk und Tscheljabinsk. Der öffentliche Personennahverkehr wird hauptsächlich getragen von Buslinien, Trolleybussen und einer Straßenbahn (29 Linien), es gibt jedoch seit 1991 auch ein kleines U-Bahnsystem.

Jekaterinburg war eine Kandidatenstadt für die Weltausstellung Expo 2020, konnte sich im Vergabeverfahren jedoch nicht durchsetzen. Die Weltausstellung wurde im Jahr 2013 nach Dubai vergeben.

Ganina Jama – eine Erinnerungsstätte des russischen Volkes

Ganina Jama

Eingang Kloster, Ganina Jama
Eingang zum Kloster Ganina Jama

In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 wurden Nikolaus II., seine Ehefrau Alexandra Fjodorowna, ihre Kinder (vier Töchter und der Zarensohn) und ihre ergebene Dienerschaft (der Arzt Je. Botkin, die Hofdame A. Demidowa, der Koch I. Charitonow und der Zarenlakai A. Trupp) im Keller des Ipatjew-Hauses in Jekaterinburg erschossen.

Anbetungskreuz, Kloster, Ganina Jama
Anbetungskreuz für die letzte russische Zarenfamilie

Vom 30. April 1918 bis zum 16. Juli 1918 war die Zarenfamilie mit ihrer treuen Dienerschaft im Haus des Ingenieurs N. Ipatjew in Jekaterinburg (russisch: Екатеринбург, deutsch auch: Yekaterinburg) untergebracht. Ihre sterblichen Reste wurden in den Wald außerhalb der Stadt befördert, an den so genannten Ort „Ganina Jama“ (Ganja’s Grube), dort verbrannt und verscharrt.

Kirche, Gedenken, Zar Nikolaus II, Ganina Jama
Kirche zum Gedenken an Nikolaus II.

Heute ist ein Anbetungskreuz am Ort der Verbrennung errichtet. Der Ort „Ganina Jama“ befindet sich ca. 15 km außerhalb von Jekaterinburg und war eine ehemalige Eisengrube. Am Ort „Ganina Jama“, wo ursprünglich die Überreste der Zarenfamilie verscharrt und 1979 durch heimliche private Nachforschungen aufgefunden wurden, wurde im Jahre 2000 ein russisch-orthodoxes Männerkloster „Kloster der Heiligen Zarenmärtyrer“ gegründet.

Lageplan, Weg Zarenfamilie, Ganina Jama
Weg der Zarenfamilie nach Ganina Jama

Der erste Stein für das Kloster wurde am 1. Oktober 2000 gelegt. Das Kloster ist ein einzigartiges Ensemble, welches aus sieben Holzkirchen besteht und von den Mönchen in eigener Arbeit errichtet wurde. Das Holz dieser Kirchen wurde nur mit Axt und Säge bearbeitet. Die sieben Kirchen sind jeweils einem Mitglied der Zarenfamilie gewidmet. Am 14. September 2010 wurde bei einem Brand u. a. die Hauptkirche (Kirche für Nikolaus II., siehe Abbildung vor dem Brand) des Klosters stark beschädigt.

Blutkirche, Kathedrale auf dem Blut, Jekaterinburg
Blutkirche in Jekaterinburg

Das Ipatjew-Haus in Jekaterinburg wurde am 16. September 1977 abgerissen. An seinem ursprünglichen Standort entstand ab 1997 eine Kathedrale („Kathedrale auf dem Blut“ oder auch „Blutkirche“ genannt). Diese Kathedrale wurde am 17. Juli 2003 von Wikentij (Erzbischof von Jekaterinburg und Werchoturje) eingeweiht. Langjährige Gerüchte und Behauptungen über Überlebende der letzten Zarenfamilie wurden in jüngster Zeit durch Forschungen ausgeschlossen. Die russisch-orthodoxe Kirche hat im Jahre 2000 Nikolaus II. und seine Familienmitglieder als Märtyrer heilig gesprochen.

Heute ist das Kloster „Ganina Jama“ eine Erinnerungsstätte des russischen Volkes. Touristen sollten die russischen Sitten und Gebräuche bei einer Besichtigung des Klosters beachten. Danach sollten Frauen ein Kopftuch tragen und Männer ihre Kopfbedeckung abnehmen.